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Merkel gegen den Rest der Welt!

von Miriam Kraus

Angie, oh Angie, when will those clouds all disappear? Heute ist es wieder einmal an der Zeit, den guten alten Stones-Song auszupacken und ein wenig darin zu schwelgen.
Genug geschwelgt...herrje, wenn das seit Mitternacht geltende deutsche Leerverkaufsverbot tatsächlich zur Beruhigung der Märkte dienen, oder gar den Druck vom Euro nehmen sollte - dann ist das Ganze aber gründlich nach hinten losgegangen!
Zur Sache:

Leerverkaufsverbot

Ganz überraschend kam gestern Abend die Nachricht, dass ab Mitternacht ein Verbot für Leerverkäufe auf die Aktien der 10 größten deutschen Finanzunternehmen gelten wird. Darüber hinaus ist in Deutschland ab sofort auch der Handel mit bestimmten (ich sage einmal ungedeckten) Kreditausfallversicherungen auf Staatsanleihen der Euro-Zone untersagt.
So weit, so na ja! Leerverkaufsverbote gab es auch während der letzten Banken- und Finanzmarktkrise. Und solche Verbote halten in der Regel sowieso nicht ewig lange. Das CDS-Verbot...na ja, kann man irgendwie nachvollziehen, obwohl es den Finanzmarktakteuren gar nicht schmeckt.

Finanzmarkt-Transaktionssteuer

Aber der Hammer ist natürlich das Gerede über eine Finanzmarkt-Transaktionssteuer. Das einzige was damit erreicht würde, wäre am Ende ein eingeschränkter und extrem dünner Handel, ein Heer von Arbeitslosen aus der Finanzbranche oder schlichtweg ein Abwandern der Damen, Herren (und jetzt wirklich schlimm) des Geldes ins Ausland. An einen Standort oder Währungsraum, in dem einem nicht bei jedem Trade eine Steuer abgezogen wird.
Dementsprechend gehe ich davon aus, dass eine solche Steuer auf globaler Ebene nicht durchführbar sein wird. Vor allem nicht mit den Amerikanern!

Europäische Lösung?

Nun spricht man hierzulande aber über eine europäische Lösung. Jetzt mal ernsthaft, ist das wirklich euer Ernst, liebe Politiker? Klar, wenn ihr wollt, dass die europäische Finanzindustrie im globalen Wettbewerb künftig den Löffel abgibt, dann könnt ihr das gerne durchführen. Jedenfalls wäre Europa damit so gut wie raus aus dem weltweiten Handel. Wenn europäische Finanzunternehmen tatsächlich für jeden einzelnen Trade eine Steuer abdrücken müssen, dann gute Nacht für Europas Finanzindustrie.
Wird Europa sich diesen wirtschaftlichen Schaden wirklich zumuten wollen? Ja, genau, wirtschaftlicher Schaden. Denn dieser entsteht, wenn Europa sich hier wirklich zu einem Alleingang entscheiden sollte. Schließlich leben wir in einer auf gewisse Weise freien Welt - und in dieser sucht sich das Kapital den Markt, der am attraktivsten ist. Das wäre dann im tatsächlichen Falle der Zerstörung der Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Kapitalmarkts, wohl die USA. Schon jetzt flüchten sie wieder in die Kraken-Arme der Treasuries. Aber was bleibt einem schon übrig, wenn die Europäer die pure Verzweiflung abgeben und schon mit dem Selbstzerstörungsknopf liebäugeln?!

Aber was sagen eigentlich die anderen zum Leerverkaufs-Alleingang der Deutschen?

Ich würde sagen, die Reaktionen gehen von leicht geschockt bis ziemlich überrascht. Die Franzosen fühlen sich offenbar vor den Kopf gestoßen (und ich muss jetzt ehrlich zugeben, ich kann denen das sogar nachempfinden). Aber dafür unterstützt uns Spanien! (die finden es wahrscheinlich ganz super, dass heute mal wir den Euro unter Druck gesetzt haben und nicht sie selbst).
Was sagen eigentlich die Briten, mit ihrem Finanzstandort London, dazu? Überraschend war ja schon, dass die Cameron-Regierung sich in Punkto Hedge-Fonds breit schlagen ließ. Aber machen die Briten auch bei dieser Sache mit? Wahrscheinlich nicht...

Angie, where will it lead us from here?

Um die Frage der Stones mal zu beantworten: vermutlich nirgendwohin! Der deutsche Alleingang in Sachen Leerverkaufsverbot bewirkt im Grunde gar nichts. Deutsche Händler weichen einfach auf andere Finanzplätze aus - und fertig!
Ein europäisches Leerverkaufsverbot? Ob das wirklich kommt? Wenn ja, dann weichen die Händler eben aus. Außerdem zeigt die Geschichte der Leerverkaufsverbote, dass sie sowieso früher oder später wieder aufgehoben werden.
Finanzmarkt-Transaktionssteuer? Nur, wenn sich Deutschland oder Europa hier wirklich selbst ins Aus stellen will. Aber so verzweifelt kann doch keiner sein...

Was am Ende also bleibt ist ein Euro, der gegenüber dem USD heute ein Jahrestief bei 1,2145 aufs Parkett legte und eine Kanzlerin, die den Eindruck von großer Panik erweckt und damit die Glaubwürdigkeit Deutschlands und damit auch Europas noch weiter aufs Spiel setzt.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de