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Anleihen, Aktien, Immobilien, Gold: Was ist jetzt am sichersten?

Nach meinen vorwöchigen Hinweisen zum derzeit stark ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis der Anleger baten mich gleich mehrere Bankerfreunde, die mir hin und wieder die Tricks ihrer Branche verraten, das Thema Sicherheit aus aktueller Sicht zu vertiefen. Einer von ihnen hatte sogar den unausgesprochenen, aber leicht identifizierbaren Hintergedanken, ich möge seine extra mit dem Sicherheitsetikett versehenen Fonds empfehlen. Womit wir bereits bei der ersten entscheidenden Frage sind: Wo verläuft die Grenze zwischen wirklicher Sicherheit und der, die den Anlegern nur vorgegaukelt wird?
Um diese Frage platt, aber durchaus treffend zu beantworten: Sicherheit ist ein beliebtes Verkaufsargument aller Sparten der Finanzbranche, und das ganz besonders in Krisenzeiten, die man bei Bedarf auch mal herbeireden oder dramatisieren kann. Also verläuft die Grenze im Großen und Ganzen dort, wo die Verkäufer der Finanzbranche den Anlegern Sicherheit suggerieren; ab da beginnt die Gaukelei. Warum, liegt auf der Hand: Sicherheit ist eine höchst individuelle Angelegenheit; das heißt, sie hängt in puncto Geldanlage vom eigenen Finanzstatus ab (Einnahmen, Ausgaben, Vermögen, Schulden, Steuern, Forderungen, Bürgschaften u.a.), vom Wissen um Geldangelegenheiten, von den finanziellen Zielen und obendrein vom Grad des ganz persönlichen Sicherheitsbedürfnisses.
So weit, so klar. Doch schon drängt sich die nächste Frage auf: Sind denn nicht die einen Finanzprodukte sicherer als die anderen? Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Versuchen wir es trotzdem: Beispielsweise sind Bundesanleihen mit mittleren Restlaufzeiten, obwohl von der Rendite her uninteressant, auf vier oder fünf Jahre Sicht sicherer als Aktien oder Aktienfonds, wenn man in diesem Fall unter Sicherheit versteht, dass der Einsatz (zuzüglich magerer Verzinsung) nach vier oder fünf Jahren nominell auf dem Konto landet. Nur, ist eine solche Definition der Sicherheit noch opportun, wenn sich in der fraglichen Zeit die Inflation aufbaut und die nominelle Rechnung konterkariert wird, weil die Kaufkraft des Geldes auf dem Konto nach dieser Zeit viel geringer ist als heute? Ganz bestimmt nicht.
Aus diesem Beispiel geht hervor, dass Sicherheit – außer dass sie von den bereits genannten individuellen Faktoren abhängt – in Bezug auf Finanzprodukte auch als Faktor interpretiert werden muss, der anderen Einflüssen unterworfen ist. Die Inflation ist ja bloß einer davon. Andere, um nur besonders wichtige zu nennen, sind: gegen bestimmte Formen des Eigentums gerichtete Gesetze und Verordnungen einschließlich Rechtsprechung (Mietrecht, Abgeltungsteuer, Erhöhung der Grunderwerbsteuer in Berlin, Hamburg und Sachsen-Anhalt), Katastrophen, Kriminalität, Diskriminierung, Vertreibung, innere Unruhen und Krieg. Meine Generation und die beiden Generationen vor mir haben viel darunter gelitten.
Um noch einmal kurz auf Aktien und Aktienfonds zurückzukommen: Sind sie wenigstens auf Sicht von vielen Jahren oder Jahrzehnten sicherer als Anleihen? Bei dieser Frage fallen mir zunächst die Vertriebsveranstaltungen der Investmentbranche (vor allem Investors Overseas Services, kurz IOS) während der 60er Jahre ein, in denen Verkaufstrainer Menschen aus anderen Berufen (Handwerker, Autohändler, Gastwirte usw.) im Schnellverfahren zu Anlageberatern umzufunktionieren versuchten. Um die Attraktivität ihrer Aktienfonds zu demonstrieren, verwiesen sie besonders gern auf Aktien, die alle Katastrophen, Kriege usw. überstanden hatten, wie Coca-Cola, IBM und Daimler. Das plapperten die Neu-Anlageberater dann bei ihren Kunden nach.
Der Vergleich solcher Aktien mit Aktienfonds war natürlich dummes Zeug. Denn zum einen ließen sich ebenso zig Aktien aufführen, deren Kurse auf Null gesunken waren, und zum anderen bildeten die drei herausragenden Aktien eine völlig andere Anlageklasse als die hochgejubelten exotischen Aktienfonds. Im Übrigen kann man heute, im Zeitalter von Google & Co, nicht mehr Aktien wie Coca-Cola oder IBM und erst recht nicht die des von jahrelanger Misswirtschaft gepeinigten Daimler-Konzerns als herausragend bezeichnen. Mithin kommt es bei Aktien auf die richtige Auswahl und - mindestens ebenso wichtig - auf das Timing beim Kauf und Verkauf an. Nur unter diesen Bedingungen sind Aktien langfristig sicher. Doch das ist eine Binsenweisheit, denn wer traut sich schon die erforderliche mehrfache Treffsicherheit zu? Sicher gibt es viele Privatanleger und Fondsmanager, die in dieser Hinsicht erfolgreich sind; aber das liegt dann nicht an den Aktien als solchen, sondern an der Qualität dieser Anlegergruppen.
Solche Überlegungen gehen mir jetzt auch deshalb durch den Kopf, weil Aktien in letzter Zeit - neben Immobilien und Gold - als Sachwerte, damit als Schutz vor Inflation und letztlich als sichere Anlagen auf lange Sicht empfohlen werden. Dass dies nur unter den soeben genannten einschränkenden Bedingungen (Auswahl und Timing) gilt, habe ich gerade begründet. Sind dagegen Immobilien bedingungslos sicher? Natürlich ebenfalls nicht, wobei hier verschiedene Abstufungen zu beachten sind (A-Lage/B-Lage, Wohnen/Gewerbe, hoher/geringer Eigenkapitaleinsatz, direkte/indirekte Anlage, Inland/Ausland). Allein diese Aufzählung reicht aus, um zu belegen, dass Immobilien auf keinen Fall uneingeschränkt als sichere Anlagen bezeichnet werden können, abgesehen davon, dass sie mehrheitlich nur schwer liquidierbar und im Extremfall (Katastrophen, Enteignung, Krieg) nichts mehr wert sind.
Wie sicher ist Gold? Konzentrieren wir uns auf gängige Anlagemünzen und Barren. Hier kommt es zunächst auf den richtigen Lagerort an. Die Verteilung auf mehrere Stellen (heimischer Safe, sonstiges Versteck, Schließfach, Lager in der Schweiz u.a.) ist besser als nur eine Stelle. Was die Sicherheit über den Lagerort hinaus angeht, unterscheidet sich Gold ganz erheblich von allen anderen Geldanlagen, weil es internationales, im Gegensatz zum Papiergeld nicht beliebig vermehrbares Geld ist, das keinen Staat als Schuldner hat und in fast allen Ländern der Welt nachweislich als letzter Hort der Sicherheit angesehen wird.
Dafür nehmen Anleger in Kauf, dass es keine Rendite erwirtschaftet, dass es zwischenzeitlich Verluste bringt (wie mit Unterbrechungen von 1980 bis 2001) und dass sein privater Besitz im Extremfall von Staats wegen verboten wird, wie in mehreren Ländern nach Ausbruch des 1. Weltkriegs und von 1933 bis Ende 1974 in den USA. Das Verbot von privatem Goldbesitz kann in der einen oder anderen Form überall auf der Welt wiederkommen. Doch zum einen werden sich nicht alle Staaten über Nacht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, und zum anderen wird es wie seinerzeit aus Anlass des 1. Weltkriegs oder im Zuge der Weltwirtschaftskrise eines besonders dramatischen Ereignisses bedürfen, bis ein Verbot wirksam durchgesetzt werden kann.
Fazit: Die aktuelle internationale Schuldenorgie ist noch nicht ein solches dramatisches Ereignis, sondern erst dessen Vorstufe. Sie animiert immer mehr Anleger weltweit, ins Gold zu flüchten, weil sie dem auf Schulden beruhenden Papiergeld zunehmend misstrauen. Da ein Ende dieses Trends vorerst nicht abzusehen ist, dürfte Gold bis auf Weiteres die sicherste Anlage von allen bleiben. Aber steht diese allgemeine Aussage nicht im Widerspruch zu der im zweiten Absatz geäußerten Bemerkung, Sicherheit sei eine höchst individuelle Angelegenheit? Nicht, wenn es um Gold geht; denn wie erwähnt, unterscheidet es sich durch seine besonderen Eigenschaften erheblich von allen anderen Geldanlagen. Bis die Zeit reif ist, einen Teil des Goldbestands zu verkaufen, weil andere Anlagen dann womöglich mehr Sicherheit versprechen, werden wohl noch einige Jahre vergehen.

Manfred Gburek,

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu