Brechen für Rating-Agenturen nun härtere Zeiten an?
von Miriam Kraus
Nun liegt ein neuer Entwurf vor, um auf europäischer Ebene die Vormachtstellung der dire großen Rating-Agenturen Moody's, Fitch und S&P zu brechen. Aber, wird es wirklich dazu kommen?
Rating-Agenturen könnten künftig zur Rechenschaft gezogen werden
Obgleich ich wahrlich nichts dagegen habe, wenn die Dominanz der drei großen Rating-Agenturen endlich einmal gebrochen würde (Schließlich gibt es nun einmal einfach keine objektive Wahrheit und schon gar nicht im ständigen Wechselbad des Marktes. Wie also, kann der Meinung von drei absolut nicht unabhängigen Finanzinstitutionen, die zudem, mit ihren jeweils zum Teil deutlich unterschiedlichen Ratings, ebenfalls keine Einigung beweisen, ein derartiges Primat bei der Entscheidungsfindung zukommen?!...aber lassen wir das...), muss ich dennoch zugeben, dass ich mich erneut einer gewissen Komik nicht erwehren kann, wenn daran denke, dass es nun ausgerechnet die EU ist, die sich den Kampf um Ehre und Wettbewerb im Rating-Business auf die Fahnen geschrieben hat.
Aber, so ist das eben, viele werden ja doch nur aus Schaden klug - und Politiker sowieso! So ist es also kein Wunder, dass die Rating-Heinis erst europäische Staatsanleihen in den Keller werten mussten, um nun den Zorn der Europäer zu erregen. (Dabei interessiert es ja auch niemanden, dass zum Beispiel die Kreditwürdigkeit des Landes, welches als eines der größten Gläubigerländer weltweit, unter anderem auch die höchsten Währungsreserven der Welt aufweist - ich spreche von China - noch immer nur ein einziges A aufweist. Im Gegensatz zu den größten Schuldnern der Welt, die fröhlich mit einem Triple-A, ihre Schulden vergrößern.....aber lassen wir auch das...)
Die Europäer sind also verständlicherweise not amused und EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier will nun einen Verordnungsentwurf vorlegen. Hierbei sollen die großen Drei künftig stärker von einer europäischen Börsenaufsicht überprüft werden. Und nicht nur das! Kommt es zu Regelverstößen (wie immer die dann auch evaluiert werden...ich vermute, man wird sich dann vornehmlich auf fragwürdige Europa betreffende Ratings konzentrieren....), sollen diese hart bestraft werden. Wie hart wird sich zeigen. Im Zweifel sollen jedenfalls schon einmal Geldstrafen verhängt werden.
Tja, so weit, so interessant! Ich fand die Idee mehr Wettbewerb in das ganze Rating-Gefilz zu bringen auch nicht ganz schlecht. Noch besser wäre es wohl, schlicht und ergreifend die Verbindlichkeit der einzelnen Rating-Urteile zu brechen. Von mir aus können Fitch, S&P und Moody's doch schreiben was sie wollen - entscheiden sollte am Ende lieber jeder für sich selbst.
Aber, nun gut, Barnier hat seinen Vorschlag! Die Frage ist aber dennoch, ob dieser Vorschlag überhaupt durchkommen wird.
EU-Zentrale gegen nationale Interessen
Und schon sind wir wieder im heterogenen Raum Europa angelangt. Wenn Barniers Pläne nämlich auf Zustimmung in ganz Europa treffen, dann hat das auch noch weitere Auswirkungen. Bislang sind nämlich die nationalen Finanzaufsichten in den einzelnen europäischen Ländern für die Kontrolle der Rating-Agenturen zuständig. Im Falle Deutschlands also die BaFin.
Barniers Vorschlag aber geht dahin, der geplanten neuen EU-Aufsichtsbehörde ESMA, nicht nur diese Kontrollbefugnisse, sondern auch noch weitere erhebliche Ermittlungsbefugnisse zu übertragen. Damit verlieren die nationalen Aufsichtsbehörden faktisch an Macht.
Nun klingt das ja eigentlich gar nicht schlecht, eine EU-weite Aufsichtsbehörde zu schaffen und endlich einmal etwas zusammenwachsen zu lassen. Allerdings soll die ESMA voraussichtlich ihren Sitz in Paris haben und ob Deutschland und Großbritannien damit einverstanden sind, ihre nationalen Behörden zu Gunsten einer in Paris ansässigen Behörde zu entmachten - tja, das wissen wohl nur unsere obersten Entscheidungsträger.
Man wird also sehen, was daraus wird. Falls das ganze schließlich doch im europäischen Treibsand verschwindet, dann werde ich mir, trotz meiner unverhohlenen Abneigung gegen das Oligopol der Rating-Agenturen, wohl ein Grinsen nicht verkneifen können.
Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de