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Dummes Geld

von Frank Meyer
Ist es nicht heiter, wie viel Geld man in kurzer Zeit an der Börse versenken kann? Hier gibt es ein kleines Vermögen zu gewinnen, vorausgesetzt man brachte ein großes Vermögen mit. Und wer keine Geduld hat, sich von seinem Geld zu trennen, der griff zu KO-Scheinen. Jetzt verstehe ich auch deren Namen…

Hören Sie das auch? Jeden Morgen gibt es dieses knarrende Geräusch eines Leiterwagens mit folgenschwerer Ladung. Bislang war ich mir nicht sicher, was da vor sich geht, doch man sagte mir, es wären die ausgeknockten Scheine am Derivatemarkt, die Trader glücklich machen können, aber auch das Gegenteil davon. Irgendwann muss es doch mal keine Scheine mehr geben... Oder? Keine Sorge, liebe Leser, sie werden täglich gebacken wie Frühstücksbrötchen in einer Großbäckerei. Die vermögende Kundschaft wartet bereits.
Am letzten Montag schimmerte der Leichenwagen etwas golden. Mehr als 100 gestorbene Scheine waren zu beklagen und wurden aus der Statistik getilgt. Ihnen war der sturzbachartige Rutsch des Goldpreises am Montag von 1.265 auf 1.230 USD nicht bekommen.

Und so verschieden sie – wie all die Hoffnungen der Trader auf den großen Gewinn, an „wichtigen Marken“ aus dem Markt gefegt und auf dem Friedhof abgelegt worden sind. Keiner bringt Blumen vorbei, niemand kümmert sich. Die Müllhalde aus geborstenen Wetten wird täglich etwas größer.
Am frühen Dienstag fand man bei Onvista noch 1.780 Knock-Out-Scheine auf Gold.

Nach der Bereinigung reduzierte sich die Zahl auf 1.650. Bis zum Abend wurde die Lücke gefüllt und 1.908 Knock-Out Scheine standen bereit für einen Höllenritt.

„Das schöne Geld“ würde meine Oma sagen, wenn sie sich damit auskennen würde. Doch ich will sie nicht beunruhigen. Keine Ahnung, wie viel Geld allein am Montag in der Luft zerrissen wurde und auf welchem Konto das Geld nun liegt. Speziell der Goldmarkt ist unberechenbar wie eine Schwiegermutter im dritten Frühling. Große Jungs spielen große Spiele. Um dabei zu sein, muss man nicht viel tun:
„Investieren“ ist heute so einfach geworden. Broker-Konto eröffnen, Geld überweisen, WKN eingegeben – Enter! Und schon besitzt man etwas, was einen wohlhabender machen könnte. Vielleicht auch etwas selbstbewusster. Um mit kleinen Einsätzen einen großen Gewinn zu erzielen, bedarf es eines Hebels. Und genau an diesem Punkt werden die Fallstricke gespannt, die nicht die Trader reich machen, sondern die, die moderne Produkte am Laufband produzieren. Ich kenne kaum einen Trader, der reich geworden ist. Investoren schon. Trader sind Narren des Zufalls, beschreibt Nassim Taleb, meist mit einer Portion Glück auf der Seite oder dem Augenzwinkern der Götter.
Ach nein, es ist nicht schlimm, Fehler zu machen. Schließlich könnte man daraus etwas lernen. Schlimmer ist es, immer die gleichen Fehler zu machen. An den Börsen musste man in den letzten Tagen nur etwas Geld in die Hand nehmen, und hat man sich eine blutige Nase geholt – ganz ohne einen Ball an den Kopf geschossen zu bekommen. So was wie bei Gold kann schon mal „passieren“, vor allem vor Notenbanksitzungen, Konjunkturdaten oder wie in dieser Woche beim Auslaufen der Juli-Kontrakte auf Gold (24.6.). Silber ist nächste Woche dran (28.6.). Oft heißt es dann nicht „Wer wird Millionär“ sondern wer war es früher schon mal…

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » Frank-Meyer.eu