USA am Scheideweg?
von Miriam Kraus
Dies ist eine Frage, die ich mir nicht seit dem G20-Gipfel stelle, der als großer Erfolg für Angies Sparpolitik verkauft wurde, sondern vor allem deshalb, weil der US-Arbeitsmarkt noch immer am Boden liegt.
In der vergangenen Woche waren die US-Daten wieder einmal alles andere als ermutigend. Da wurde ein Rückgang beim National Activity Index der Chicago FED ermittelt. Der Index des Conference Board sank von 62,7 Punkten auf 52,9 Punkte. Zudem haben sich die Geschäftsaktivitäten des Verarbeitenden Gewerbes im Juni verschlechtert. Der ISM-Index fiel von 59,7 auf 56,2 Punkte.
Und dann noch die nach wie vor hammerschlechten Daten vom US-Arbeitsmarkt. Da war erst der ADP-Arbeitsmarktbericht, der zeigt, dass im Juni in der Privatwirtschaft weniger neue Stellen geschaffen wurden, als erwartet. Am Donnerstag wurde dann zudem noch ein unerwarteter Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gemeldet. So stieg die Zahl der Erstanträge gegenüber der Vorwoche um 13.000 auf 472.000. Erwartet worden war ein Rückgang auf 452.000. Am Freitag zeigten die Arbeitsmarktdaten dann ebenfalls einen deutlichen Rückgang. So hat sich die Zahl der Beschäftigen im Juni um 125.000 verringert. Erwartet worden war allerdings nur ein Rückgang um 100.000 Stellen. Überraschend dagegen: die Arbeitslosenquote ist seltsamerweise sogar um 0,2 Prozentpunkte auf 9,5% gefallen. Erwartet worden war ein Anstieg auf 9,8%.
Na ja, auch wenn die Daten von letzter Woche erst einmal nur eine Momentaufnahme sind, können sie doch über eines nicht hinweg täuschen: der US-Arbeitsmarkt hat nach wie vor ein Riesenproblem.
Und das wirkt umso problematischer, wo wir doch wissen, dass die demokratische Regierung derzeit auf Keynesianische Politik setzt. Noch vor kurzem, also vorm G20-Kränzchen, hatte Präsident Obama die europäische Sparpolitik kritisiert und seinen Sorgen bezüglich des Weltwirtschaftswachstums freien Lauf gelassen. Aber die Maxime keynesianischer Politik ist Vollbeschäftigung - nur darum geht es, das ist das Ziel: die Stabilisierung des Arbeitsmarktes.
Müssen sich die USA nun doch die Frage stellen: ausgeben oder sparen?
Angesichts der nach wie vor maroden Situation im US-Arbeitsmarkt scheinen sich die amerikanischen Bürger allerdings langsam die Frage zu stellen, ob keynesianische Politik im aktuellen Fall nicht ein Misserfolg ist. (Natürlich ist das fast schon eine rhetorische Frage, denn man weiß meistens erst hinterher, ob die Fortsetzung - und ich betone hier Fortsetzung - keynesianischer Politik in einem bestimmten Fall als Erfolg oder Misserfolg verbucht werden darf. Natürlich kommt es immer auch auf die Rahmenbedingungen an...)
Na ja, jedenfalls zitiert die New York Times jetzt Obama-Berater Axelrod, der bei seinen amerikanischen Mitbürgern inzwischen nur noch wenig Freude an weiteren Stimulierungsprogrammen ausmachen kann.
Nun sieht die US-Regierung zwar nach wie vor die Gefahr einer Double-Dip-Rezession, also eines Rückfalls in eine erneute Rezession, wenn man nicht mit Konjunkturprogrammen weiterhin gezielt dagegen steuert. (Was vor allem daran liegt, dass die Privatwirtschaft noch immer nicht so will, wie alle das gerne hätten. Anstatt zu investieren, wird halt meistens immer noch abgewartet. Zu unsicher, sind sie eben immer noch, die Zukunftsaussichten. Lieber wird eben immer noch gehortet...).
Allerdings stehen in rund 5 Monaten die Kongresswahlen an....
Ich möchte ja nun nicht wie ein Spielverderber klingen, aber ich glaube eher nicht, dass der Arbeitsmarkt in 5 Monaten Wunder vollbringt.
Und wenn die Opposition (also die Republikaner, die sich zuvor schon Keynes auf die Fahnen geschrieben hatten) das tut, was Oppositionen in Demokratien eben immer tun, also schlicht und ergreifend die Gegenposition zur Regierungspolitik einnehmen, dann könnte das bei den Keynes-müden Amerikanern auf deutliches Interesse stoßen.
Worüber sich die demokratische Regierung mit Sicherheit im Klaren ist...
So langsam könnte es spannend werden in US-Landen - und nicht nur dort! Denn die Frage ist, wie sich das Weltwirtschaftswachstum weiter entwickeln würde, sollten die Amerikaner tatsächlich auf ihre Konjunkturanheizpolitik verzichten. Eine Antwort könnte ich jetzt schon geben...da hilft dann wirklich nur noch eines: hoffen, dass China und die anderen BRICs weiter galoppieren!
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de
» 07.07.10 Inflation als Mittel des Schuldenabbaus?