Japan und die Deflationsspirale
von Miriam Kraus
weiter geht's mit unserer Reihe über keynesianische Politik und deren Auswirkungen. Eigentlich wollte ich heute auf die Phase der Stagflation in den 70er Jahren eingehen, doch aus aktuellen Anlass sehen wir uns lieber die Deflation an und verschieben die Stagflation auf morgen.
Gestern schrieb ich, dass wir uns ab heute mit den Auswirkungen einer fehlgesteuerten keynesianischen Politik beschäftigen wollen. Dazu gehört meiner Meinung auch das verlorene Jahrzehnt Japans. Denn während (meiner Ansicht nach) eine durchaus übliche Nebenwirkung keynesianischer Politik ist, verlangen Deflation und Stagflation als Auswirkung, weitere Faktoren, die auf ein Fehlverhalten der jeweiligen Politik zurückzuführen sind.
Doch, sehen wir uns zunächst ein wenig in der Geschichte um...
Japan und das Verlorene Jahrzehnt
In den späten 80er Jahren frönte Japan einer Spekulationsblase. Die Aktienkurse hatten sich innerhalb von 4 Jahren verdreifacht. Immobilien- und Landpreis stiegen usw. eben. Doch dann geschah, was kommen musste und immer passiert: die Blase platzte natürlich und Japan rasselte in Rezession und Deflation.
Das schlimme: die Verbraucherpreise sind seit 1993 rückläufig. Das Wachstum zog erst in diesem Jahrzehnt wieder ein bisschen an, was die Finanz-und Wirtschaftskrise natürlich wieder zunichte machte. Von einer echten Inflation träumte Japan bis heute.
Man spricht deshalb auch vom verlorenen Jahrzehnt, denn die 90er Jahre waren für Japan geprägt von Rezession, steigender Arbeitslosigkeit und einer Deflationsspirale.
Wenn man dies nun so liest, fragt man sich vielleicht: ja haben die Japaner denn gar nichts aus ihrer eigenen Geschichte gelernt? Haben sie Takahashi und die Nachfragestimulierung etwa gänzlich vergessen? Weit gefehlt...
Japan und die Deflationsspirale
Tatsächlich erinnerte sich die japanische Regierung sehr wohl Takahashis und seiner Erfolge mit der deficit spending-Politik (falls Sie sich nicht mehr erinnern sollten, oder ganz einfach noch einmal nachlesen wollen: im Archiv des Rohstoff-Daily finden Sie meinen entsprechenden Beitrag zu Takahashi).
Und sie versuchte dem eifrig nachzueifern. Unzählige Konjunkturprogramme wurden im Japan der 90er Jahre aufgelegt - doch, der Funke wollte auf die Privatwirtschaft nicht überspringen. So blieb Japan in der Rezession, von Arbeitsmarktbelebung keine Spur. Die Nachfrage blieb gering und die Preise fielen - also Deflation und keine Inflation!
Das einzige was Japan dann am Ende erreichte, war der am BIP gemessen, höchste Schuldenstand der Welt. Diese Schuldenquote strebt mittlerweile schon auf die 200%-Marke zu.
Japans Fehler
Doch, warum?, fragt man sich. Haben wir nicht gelernt, dass die keynesianische Stimulierungspolitik zur Inflation führt? Ja, traditionell tut sie das auch (vielleicht kommts ja noch...), aber Japan hat Fehler gemacht.
Japans Regierung hat schlichtweg nicht bedacht, dass sich Japan in einer gänzlich anderen Ausgangslage befand, als Takahashis Japan von anno dazumal.
Heute, genauso wie in den 90ern, reicht es einfach nicht aus, nur auf staatliche Konjunkturprogramme zu setzen, um auch die private Nachfrage zu stimulieren. Was zudem gebraucht wird, sind Bereinigungsprozesse.
Das Japan der 90er Jahre verkannte offenbar die Situation seines Bankensektors. Denn diese Banken hielten sich unter dem Druck notleidender Forderungen viel zu lange mit der Kreditvergabe zurück. Hier hätte Japan ansetzen müssen, um den Normalfall Bank vergibt Kredit - Unternehmen investiert - schafft Arbeitsplätze - Nachfrage- und Wirtschaftswachstum usw., wieder her zu stellen.
Der springende Punkt ist, ein einfaches Konjunkturprogramm (ob auf Pump oder nicht, sei mal dahingestellt) hat eben noch keinen satt gemacht. Wenn die Politik es nicht schafft, gleichzeitig ein reizvolles Umfeld zu schaffen, in dem das private Nachfragewachstum, nach dem staatlichen Programm, weiter blühen kann, dann verpufft der Stimuli-Effekt im schlimmsten Fall einfach fast wirkungslos. (Ganz dumm ist es dann auch, wenn es zudem schließlich noch zu verschiedenen Verdrängungseffekten kommt, wodurch Probleme eben weiter in die Zukunft verschoben werden.) Was bleibt, sind dann, wie im Falle Japans, hohe Schulden und das Unvermögen wieder auszusteigen...
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de