Unterkapitalisiertes europäisches Banksystem
von Mr N. N.
In seinem am gestrigen Donnerstag veröffentlichten Kommentar betont Daniel Gros, Direktor des Brüsseler Think Tanks Centre for European Policy Studies (CEPS), dass Europa die Finanzmarktkrise nicht lösen könne, ehe die Problematik der krassen Unterkapitalisierung des Banksystems endlich entschieden angegangen werde.
Keine Marktberuhigung durch offiziellen Rettungsschirm
Gros stellt klar, dass selbst der 750 Milliarden Euro Rettungsschirm der EU und des IWF zusammen mit der Ankündigung der EZB, ggf. Staatsanleihen und auch private Anleihen aufkaufen zu wollen, bisher die Märkte nicht wirklich beeindrucken konnte. So zögen die Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen weiter an (im übrigen seien diese höher als vor der Implementierung des Schutzschirms). Und auch aus dem Interbankenmarkt kämen ominöse Warnsignale. Immer mehr Banken deponieren lieber ihr Geld bei der EZB als es anderen Banken zu verleihen.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, das Vertrauen ins System konnte alles andere wiederhergestellt werden. Anders formuliert, die Finanzmärkte befinden sich immer noch am Rande des Zusammenbruchs.
Und dies werde Herrn Gros zufolge auch noch solange der Fall sein, ehe energisch begonnen werde, die Probleme in den Bankbilanzen anzugehen. Europas Banksystem sei so extrem schwach kapitalisiert, dass es schlicht und ergreifend keinerlei Verluste verkraften könne. Fakt sei leider, dass EZB-Statistiken zufolge im europäischen Banksystem auf einen Euro Eigenkapital und Reserven 20 Euro Verbindlichkeiten (inklusive Interbankenverbindlichkeiten) kämen. Zwar könne man mit den 750 Milliarden Euro aus dem Rettungsschirm mögliche Verluste in Spanien und Griechenland (diese werden von Gros auf 450 Milliarden Euro taxiert) durchaus abdecken.
Neun Billionen Euro Rettungsschirm für europäische Banken
Letztlich sei aber angesichts eines Schulden-Eigenkapitalverhältnisses von 20 zu 1 im europäischen Banksektor die astronomisch hohe Garantie-Summe von sage und schreibe neun Billionen Euro nötig, um die Stabilität des europäischen Banksystems sicherzustellen. Das Hauptproblem sei nicht die Staatsschuldenkrise, sondern letztlich die äußerst schwache Kapitalausstattung der Banken, die als Gläubiger in der Schuldenkrise involviert seien.
Zur Problemlösung schlägt Gros vor, dass es nun endlich an der Zeit sei, dass auch von offizieller Seite die Malaise in Griechenland und Spanien offen und ernsthaft eingeräumt werde. Immer noch wird von offizieller Seite ein Solvenzproblem Griechenlands verneint. Und auch den offiziellen spanischen Bekundungen nach sei das spanische Banksystem gut kapitalisiert. Es sei nun dringend angebracht, die Wahrheit anzuerkennen und auch das Ausmaß der Probleme zuzugeben.
Dann müssten die europäischen Banken einem wirklich rigorosen Stress-Test unterzogen werden, um im Anschluss schwach kapitalisierte Banken zur Rekapitalisierung zu verpflichten. Ein solches Vorgehen würde bedeutend weniger öffentliche Mittel erfordern als mit dem aktuellen System der Blanko-Garantien für Jedermann weiterzumachen.
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