Von Gerichten und Gerüchten
von Frank Meyer
(Kolumne aus den Lübecker Nachrichten)
Auf Speisekarten steht der Oktopus im Moment ganz oben. Die Dinger müssen weg. Gerüchten zufolge möchte die US-Bank Merrill Lunch den Paul kaufen. Nur zu! In Italien bestellt man Pizza Maradona, also Pizza mit nix drauf...
Und aus den Speisekarten der Börsianer wählte man alles, was greifbar war. Die zwischenzeitlich ausgelöschten und kaum vorhandenen Jahresgewinne sind jetzt wieder da. Verantwortlich dafür soll auch ein Banken-Stresstest sein, der in Insiderkreisen auch Streicheltest genannt wird. Was heißt eigentlich Stress? Manche meinen, er begänne schon bei 30 Grad im Schatten.
Die deutschen Exporte feiern ein Comeback und auch die Weltwirtschaft wächst stärker als gedacht, sagt der IWF. Würde er statt tausend Analysten einen einzigen Tintenfisch beschäftigen, könnte man eine TOP-Trefferquote von immerhin statistischen 50 Prozent ausweisen. So aber muss man jede Prognose ständig „korrigieren“. Man hätte auch so darauf kommen können. Vor einem Jahr noch rannten Politiker und Notenbanker über Felder und warfen Unmengen Dünger aus. Jetzt schießt das Kraut eben ins Kraut.
Zu den Wochengewinnern zählt auch die ölige BP. Der Golf von Mexiko steht vor der Pleite und Experten fragen, wann es BP erwischt. Niemals! Eher geht die britische Insel pleite. Und so rüstet sich die Regierung für den Ernstfall, weil am Ölriesen nicht nur die halbe Wirtschaft hängt, sondern auch noch Finanzwetten in der Größe eines monströsen Ölteppichs. Eine BP-Pleite entspräche etwa zehn Lehman-Pleiten. Doch BP ist gerüstet – mit großen Tentakeln inmitten eines wahrhaft gigantischen Finanzteichs.
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Quelle: » Frank-Meyer.eu