Vögel müssen fliegen, Imperien müssen?
von Bill Bonner
Vögel müssen fliegen, Hunde müssen bellen, und Imperien? Was müssen die?
Die Antwort darauf erhielt ich kürzlich aus einer überraschenden Quelle. Ich las in der Biographie eines der großen Imperienführer, Dschingis Khan.
Es gibt eine Sache, die alle Imperien tun müssen, sie müssen sich ausdehnen. Ich versuchte ein Gegenbeispiel zu finden, aber außer dem sehr seltsamen Fall von Österreich-Ungarn... ist mir nichts eingefallen. Ein Nationalstaat hat mehr oder weniger feste Grenzen. Italien ist Italien, Bulgarien ist Bulgarien. Ein Nationalstaat hat eine Armee, die die Grenzen verteidigt. Im Normalfall beabsichtigt er nicht, benachbarte Staaten anzugreifen. Normalerweise hat er auch keine Kolonien im Ausland, Lakaienregierungen in fremden Ländern oder Vasallenstaaten.
Imperien dehnen sich aus... oder ziehen sich zusammen... denn das macht sie zu Imperien. Wenn sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern würden und sich auf die eigenen Grenzen beschränkten, dann wären sie keine Imperien. Aber sobald sie es einmal auf sich genommen haben, sowohl das Heimatland als auch Besitz, Territorien und tributpflichtigen Staaten im Ausland zu haben, gibt es keine natürlichen Grenzen mehr. Dann ist es so, als wären sie zu einem gefährlichen Virus geworden, das sich über die gesamte Weltbevölkerung ausbreitet - so weit es nur geht - bis es irgendwann wieder verschwindet.
Die andere Sache, die ein Imperium tun muss, ist Pleite machen. Ich lese in den Zeitungen, dass die Ausgaben unter Bush und Obama stärker gestiegen sind, als unter irgendeinem anderen Präsidenten seit Lyndon B. Johnson. Bush wurde in der amerikanischen Presse als ein Big Government Conservative" bezeichnet, was heißen soll, dass er die schlimmsten Elemente dieser beiden schrecklichen Glaubensbekenntnisse vereinte - militärische Abenteuer im Ausland und Brot und Spiele im Heimatland.
Aber ich will mich ja gar nicht beklagen. Einem wahren Imperium ist da auch nicht zu helfen. Es muss sich in diese extravaganten imperialen Überdehnungen" stürzen, bis es irgendwann die Kosten nicht mehr decken kann. Selbst das primitive Imperium der Mongolen musste seine Truppen entlohnen und die Verwalter bezahlen. Das tat es, indem es Geld von den eroberten Völkern stahl und Tribut von ihnen forderte. Das zwang die Mongolen Operationen in noch größerer Entfernung zu wagen und noch ehrgeizigere Kampagnen durchzuführen - denn die Städte, die in ihrer Gewalt waren, hatten sie bereits ausgeraubt.
Das angelsächsische Imperium war eher ein kommerzielles Untenehmen, als ein diebisches. Die Römer hatten ihre Armeen und Ingenieure als Quelle ihrer Hegemonialmacht. Die Mongolen hatten Pferde und Bogenschützen. Die Angelsachsen hatten Fabriken - ursprünglich die in England und in Neu-England. Aber jeder imperiale Vorteil wird irgendwann stumpf, abgenutzt, er wird nachgeahmt oder überflüssig. Irgendwann hat sich ein Imperium dann so weit ausgedehnt, dass es nicht mehr hinterherkommt... dann ist es entweder Pleite oder wird geschlagen, oder beides.
Der angelsächsische industrielle Vorteil erschöpfte sich zuerst in England und dann in Amerika. Die englische Wirtschaft erreichte ihren Höhepunkt im Wettbewerb schon vor dem Ende des 19. Jahrhunderts. Danach übernahm Amerika die Führung, und war in der Lage, sich dem Wettbewerb für ein weiteres Jahrhundert zu stellen. Bis 1970 erzielte man positive Handelsbilanzen. Seitdem geht es abwärts und es wird nicht mehr durch Handel, sondern durch Schulden finanziert. Die Amerikaner verdienen heute kaum einen Pfennig mehr, in realen Zahlen, als sie 1971 verdienten. Sie fühlen sich heute reicher, aber nur weil sie mehr schulden, länger arbeiten und weil auch die Frauen heute mitarbeiten.
Amerika hält immer noch die Reservewährung der Welt. Es kann, weil die Zinsen der Fed glücklicherweise so gering sind, amerikanische Staatsanleihen verkaufen, um die imperialen Ausgaben zu finanzieren. Die Folge so leichter Kredite sollten deutlich ansteigende Preise sein.
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de