Viele Informationen – wenig Information
von Sven Weisenhaus
Bei den Massen an Mails, von denen ich Ihnen am Mittwoch berichtet habe, ist es schon erstaunlich, wie wenig verwertbare Informationen man erhält. Das liegt natürlich insbesondere daran, dass alle Medien über die selben Themen berichten. Ich versuche daher, für Sie diese Informationen zu bündeln und kann Ihnen daher aus der 31. Kalenderwoche folgendes berichten:
Der Großteil der Unternehmen übertrifft die Erwartungen
Am 12. Juli hat der US-Aluminiumkonzern Alcoa die US-Berichtssaison eröffnet, der Einzelhandelsgigant Wal-Mart wird sie am 17. August beschließen.
Von den mehr als 1.500 US-Unternehmen, die in diesem Zeitraum ihre Geschäftszahlen melden, hat mittlerweile schon rund die Hälfte ihre Ergebnisse vorgelegt und dabei übertrafen 71% die Erwartungen der Analysten.
Seit 1998 lag der Anteil der Unternehmen, die die Prognosen übertreffen konnten, im Schnitt nur bei 62%.
Betrachtet man sich jedoch die bisherigen und die folgenden Konjunkturdaten, so stellt sich das Bild völlig anders dar. Da liegt die Vermutung nahe, dass die Erwartungen der Analysten schlicht sehr niedrig waren und somit auf einem tiefen Niveau übertroffen wurden.
US-BIP 2. Quartal
Bereits die Daten zum US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigten eine deutliche Wachstumsverlangsamung. Nach einem ansehnlichen Plus von 3,7 Prozent im ersten Quartal, wuchs das reale BIP der USA in Q2 um 2,4 Prozent ggenüber dem Vorjahr, während Volkswirte sogar einen Anstieg um 2,5 bis 2,7 Prozent prognostiziert hatten.
Dies ist zwar nach wie vor ein sehr ordentliches Plus, gemessen am von 2,7% auf 3,7% deutlich nach oben revidierten Wert für das Auftaktquartal hat die Aufwärtsdynamik aber merklich nachgelassen.
Nun sind das allerdings erst die Vorabschätzungen gewesen. Viel wichtiger sind die endgültigen Zahlen in einigen Wochen, denn diese weichen oft erheblich von den Vorabschätzungen ab und werden dann noch nach oben oder unten revidiert.
ISM-Indizes
In der Woche gab es zwei Meldungen über die Sentimentindikatoren des Institute for Supply Management (ISM).
So fiel der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe von 56,2 Zählern im Vormonat auf 55,5 Zähler. Die Geschäftsaktivitäten des Verarbeitenden Gewerbes haben sich im Juli 2010 damit zwar vermindert, das Ergebnis hat dennoch überrascht. So kam es zwar zu einem erneuten Rückgang (der besagte Index ist seit April am Sinken), der Konsens war allerdings nur von 54,5 Punkten ausgegangen.
Allerdings notiert er oberhalb von 50 Punkten noch immer im Wachstumsbereich.
Zur Vorsicht mahnt die deutliche Rückbildung der Unterkomponente Neue Aufträge" von 58,5 auf 53,5 Punkte - dem niedrigsten Stand seit Juni 2009. Hierbei handelt es sich nämlich um einen vorlaufenden Indikator, während der Beschäftigungsindex, ebenfalls ein Unterindex des ISM-Index, trotz des schlechteren Gesamtwertes von zuvor 57,8 auf nunmehr 58,6 Punkte anzog, was jedoch ein nachlaufender Indikator ist.
Interessanterweise ist der ISM-Dienstleistungsindex entgegen den Erwartungen der Analysten sogar angestiegen. Der an den Finanzmärkten ebenso viel beachtete Service-Index für das nicht verarbeitende Gewerbe stieg auf 54,3 von 53,8 Zählern im Juni. Analysten hatten mit 53 Punkten gerechnet.
Und auch im Dienstleitungsbereich gab es einen Anstieg im Unterindex Beschäftigung". Dieser stieg von zuvor 49,7 Punkten auf nunmehr 50,9 Punkte.
Diverses
Die ausstehenden US-Hausverkäufe sind im Juni unerwartet - nach dem kräftigen Monatsminus vom Mai (-29,9 %) - um Minus 2,6% gegenüber dem Vormonat weiter zurückgegangen.
Die persönlichen Ausgaben blieben im Juni im Monatsvergleich unverändert (Mai revidiert: 0,1 % gg. Vm.). Die Sparquote erhöhte sich leicht von 6,3 % auf 6,4 %. Die Daten bestätigten den Eindruck, dass der Konsum als Wachstumsträger vorerst ausfällt.
Der Preisdruck in den USA bleibt gedämpft. Die Jahresrate des PCE-Deflators lag im Juni in der Kernrate bei 1,4 % (Mai: 1,5 %) und verdeutlicht, dass die Verbraucher vorerst keine erhöhte Teuerung fürchten müssen.
US-Arbeitsmarktdaten
Am Mittwoch der 32. KW kamen noch gute Zahlen vom US-Arbeitsmarkt. Die Zahl der neuen Stellen in der Privatwirtschaft stieg laut dem Datenanbieter ADP in den USA im Juli um 42.000. Analysten hatten mit lediglich 30 - 40 Tausend neuen Jobs gerechnet.
Im Vormonat wurden 19 000 neue Stellen besetzt, nachdem zunächst von einem Plus von 13.000 die Rede war.
Am Freitag veröffentlichte die US-Regierung dann die offiziellen Zahlen zur Entwicklung des Arbeitsmarktes. Erwartet wurde ein Rückgang der Beschäftigtenzahl um 65 000. Im Juni hatte es erstmals in diesem Jahr wieder ein Minus gegeben, weil die Regierung Zehntausende für eine Volksbefragung vorübergehend angeheuerte Mitarbeiter wieder entließ.
Nach Angaben des Arbeitsministeriums in Washington wurden jedoch im Juli außerhalb der US-Landwirtschaft 131.000 Stellen abgebaut, und damit rund doppelt so viel wie von den Analysten erwartet.
Damit sank die Zahl der Beschäftigten bereits den zweiten Monat in Folge.
Zu beachten gilt auch hier der Sondereffekt, dass im Zusammenhang mit dem Auslaufen der Volkszählung in den USA 143.000 Stellen gestrichen wurden. Allerdings wurde der Wert von Juni auch noch von 125.000 auf nun 221.000 verlorene Stellen revidiert.
US-Auftragseingang
Auch die Daten zum US-Auftragseingang enttäuschten. So gab es einenRückgang um 1,2% statt der erwarteten 0,5%.
Deutsche Auftragseingänge
Bei den Konjunkturdaten aus Deutschland läuft es weiterhin spiegelbildlich.
Die deutschen Auftragseingänge überraschten im Juni mit einem kräftigen Monatsplus von 3,2 %. Dabei trug vor allem die Nachfrage aus dem Ausland (+5,7 % gegenüber dem Vormontat) zu diesem Ergebnis bei. Damit überstiegen die Auftragseingänge ihr Vorjahresniveau im Juni um 24,4 %.
Zudem wurde der Monatsrückgang im Mai von 0,5 % auf lediglich 0,1 % nach oben revidiert.
Stetige Quartalszuwächse liegen seit dem 2. Quartal 2009 vor, wobei sich mit einem Plus von 7,6 % im 2. Quartal 2010 die Dynamik sogar noch beschleunigt hat (1. Quartal 2010: 6,6 %).
Der Konjunkturaufschwung in Deutschland steht damit weiterhin auf einem festen Fundament, so dass die deutsche Wirtschaft mit einer guten Ausgangslage in die 2. Jahreshälfte startet.
Hier gilt allerdings weiterhin zu bedenken:
Nach dem Spitzenwert bei den Orders im November 2007 brachen die Auftrageingänge bis Februar 2009 insgesamt um 37,7 % ein. Seither betrug das Plus 39,1 %. Erst mit einem weiteren Plus von 15,3 % würde das Indexniveau wieder sein altes Rekordhoch erreichen.
Deutsche Industrieproduktion
Auch bei den Produktionsaktivitäten der Industrie in Deutschland sorgt die gute Auftragslage für eine Beschleunigung. Im Juni wurde in der Industrie zwar 0,6 % weniger produziert als noch im Mai, dennoch verbleibt im Quartalsvergleich ein kräftiges Plus von 5,4 %.
EZB-Zinsentscheid
Zu guter Letzt hat die EZB den Basiszinssatz - wie zu erwarten war - unverändert bei 1 % belassen.
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de