Warum der Markt die FED zu lieben scheint!
von Miriam Kraus
Der Euro auf dem absteigenden Ast, Europas Staaten vom Downgrade durch US-amerikanische Rating-Agenturen bedroht - so weit nichts Neues! Und doch immer wieder ein Thema, über welches man sich auslassen kann.
Europa: Hort der Unsicherheit?
Wie ich bereits am Freitag schrieb, hat der dauerhafte Rettungsfonds, welcher, nach dem Willen der EU-Häuptlinge, ab 2013 implementiert werden soll, keinerlei Wirkung auf die aktuelle Stimmung gezeigt. Da die EU-Gipfler es erneut verpasst haben, eine Lösung der aktuellen Probleme anzubieten, ist das keine Überraschung. Was interessiert den Markt schon was in zwei Jahren sein könnte, bis dahin können noch vielen Schulden den Berg hinab fließen...
Zeitgleich geben auch die Rating-Agenturen keine Ruhe! Nachdem Spanien erneut in den Fokus geriet und Irland von Moody's massiv abgestraft wurde, geraten auch die übrigen EU-Staaten wieder stärker in den Fokus. Nun, sicher, Portugal ist nicht zum ersten Mal Auslöser von Sorgenfalten, aber mittlerweile sind auch französische Credit Default Swaps teurer als tschechische oder chilenische. Das bedeutet, dass die Kosten um sich gegen einen Ausfall französischer Bonds abzusichern, gestiegen sind und das bedeutet nichts Gutes, denn es bedeutet nichts anderes, als dass auch Frankreich zunehmend als Risiko betrachtet wird. Und das Risiko wächst, je teurer die Refinanzierung, für die europäischen Staaten wird. Ein Circulus Vitiosus des Verlustes an Vertrauen.
Nun, natürlich hilft es nichts hohe Schulden wegdiskutieren zu wollen - viele europäische Staaten haben einfach über ihre Verhältnisse gelebt und müssen nun wohl oder übel die Konsequenzen tragen. Ich frage mich nur, warum aber weiterhin mit zweierlei Maß gemessen wird, wenn stattdessen die USA in den Fokus rücken. Schließlich haben wir es hier mit dem Staat zu tun, der weltweit die höchsten Schulden abzutragen hat. Einem Staat, der sich allerdings nicht die Bohne darum zu scheren scheint und seine Schulden nur immer weiter erhöht. Ein Staat dessen Kredit-Rating aber wohl erst in der allerletzten Minute wirklich in Gefahr geraten könnte.
Nun ja, eigentlich stelle ich mir die Frage nach dem "Warum" nicht mehr! Es ist einfach so und basta!
Warum der Markt die FED zu lieben scheint!
Aber natürlich haben die USA auch die FED! Das ist (noch) ein ganz gewaltiger Unterschied zu Europa und seiner EZB. Denn immerhin sorgt die FED für Freude an den Märkten durch einen nie versiegenden Geldstrom.
Gerade heute kauft die FED das höchste Volumen an US-Schulden, dass sie je an einem einzigen Tag gekauft hat. Für rund 7,79 Milliarden USD werden Treasuries mit Laufzeit von 2018 bis 2020 gekauft, so steht es jedenfalls heuer auf der Website der Notenbank. Für weitere 6-8 Milliarden USD will die Notenbank dann noch US-Schulden mit Laufzeiten zwischen 4 und 6 Jahren einkaufen. Offiziell natürlich, damit das Geld in die Wirtschaft fließt. Tatsache ist jedoch, es fließt vor allem in die Aktienmärkte, Rohstoffmärkte und nach wie vor in die Emerging Markets (die es eigentlich nicht haben wollen) - lässt die Aktienkurse (wie auch heute) steigen und die Rohstoffe (wie auch heute) teurer werden. Es lebe die Inflation, wenn sie woanders ankommt (und am Ende wie eine Sprungfeder über die Rohstoffpreise zurück schnellen wird).
Na dann ist ja alles in Butter! Auf die Arte und Weise lässt sich gut Schulden machen und obendrein auch noch ein Steuererleichterungspaket finanzieren. Man muss nur einfach im Besitz der Druckrechte für die weltweite Leitwährung sein, dann kann man seine Schulden einfach aus dem Nichts finanzieren.
Vielleicht sollte sich die EZB auch bald Ähnliches überlegen... - autsch, diese Aussage dürfte bei den meisten Europäern (vor allem den deutschen Europäern) nur auf wenig Gegenliebe stoßen. Aber ich versuche realistisch zu bleiben (denn die EZB hat diesen Weg ja bereits eingeschlagen) und mildere etwas ab: Vielleicht wird der EZB am Ende sowieso nichts anderes übrig bleiben, als den bereits eingeschlagenen, gefährlichen Weg nach "gutem" FED-Vorbild weiter voran zu schreiten!
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Quelle: » http://www.investor-verlag.de