Mein Vorschlag zur Lösung der irischen Finanzkrise
von Michael Vaupel
*** Hier der Plan Ihres Autors. Ich sage es direkt: Ist der gleiche, den ich auch für Griechenland genommen hätte. Was sollte auch anders ssein?
Also sprach Vaupel:
1. Irland erklärt die Staatspleite. Oder, wie es auf Wirtschaftsdeutsch heißt: Den „Default-Fall".
Denn nichts anderes ist es: Das Land kann seine bestehenden Schulden nicht mehr bedienen, da es am Kapitalmarkt offensichtlich nicht die nötigen Mittel bekommt.
Ist gar nicht so katastrophal, wie es klingt. Denken Sie nur an Argentinien, das erklärte 2001 auch den Staatsbankrott und davon ging die Welt nicht unter.
Wie bei der Pleite eines Unternehmens müssen auch bei einem Staatsbankrott die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. So ist das eben.
Dieses Risiko ist bekannt, und genau deshalb gibt es auf Staatsanleihen wie die von Irland eben auch schon vor der aktuellen Krise erheblich mehr als für z.B. bundesdeutsche Staatsanleihen.
Wieso sollen nun andere Staaten einspringen und letztlich mit dem Geld ihrer Steuerzahler die Verluste der Gläubiger übernehmen?
(Antwort: Ich denke, weil es mal wieder „die Banken" sind, die große Positionen Irland-Anleihen im Bestand haben. Die drängen darauf, dass die EU hilft, damit diese Iren-Anleihen keinen Verlust bringen.)
Es ist ja kein Totalverlust. Wie damals Argentinien sollte Irland dann mit den Besitzern der Anleihen verhandeln. Es bietet sich meiner Ansicht nach das an, was in der Finanzsprache mit dem schönen Begriff „haircut" = Haarschnitt bezeichnet wird.
Eine Kürzung der Schulden um einen Prozentsatz X. Beispielsweise könnte es zu dem Ergebnis kommen, dass Irland jede seiner Staatsanleihen nur zu 66% bedient (Zins und Tilgung). Der Rest wird gestrichen, ist damit Verlust der Anleihen-Besitzer.
(In Argentinien wurden übrigens fast zwei Drittel der Staatsanleihen-Schulden via „haircut" gestrichen.)
Irland wäre damit auf einen Schlag ein Drittel seiner Staatsverschuldung los. Der Preis für Irland: Am Kapitalmarkt würde das „Rating" für Irland schlagartig einbrechen. Die Zinsen, die Griechenland für neue Anleihen zahlen müsste, würden in die Höhe schießen.
*** Und damit zu Punkt 2.
Jetzt, und erst jetzt, kommen die europäischen Verbündeten ins Spiel. Wir lassen Irland nicht hängen.
Nach einem „haircut" beträgt der irische Finanzbedarf für die nächsten 24 Monate meinen groben Berechnungen zufolge um die 50 Mrd. Euro. (Fällt geringer als jetzt aus, da auslaufende Anleihen nach dem „haircut" nicht mehr zu Nominalwert getilgt werden.) Außerdem sollte Irland nicht „zicken", sondern die niedrigen irischen Körperschaftssteuern erhöhen. Man kann keine Hilfe von Europa nehmen und gleichzeitig die eigenen Steuern niedriger lassen als die der Helfenden (finde ich). Das würde den irischen Finanzierungsbedarf etwas verringern.
Die Europäische Union würde sagen: Diesen Betrag leihen wir Irland zum Festzins von z.B. 4%. Das wäre mehr, als z.B. Deutschland für eine eigene Staatsanleihe zahlen müsste, aber erheblich weniger, als Irland nach der Staatspleite am Kapitalmarkt bieten müsste.
Das Ergebnis: Irland wäre einen Teil seiner Schulden und damit auch einen Teil seiner Zinszahlungen mit einem Schlag los. Dann danach eine vernünftige Sparpolitik, zwei Jahre Zeit, in denen die EU Geld leiht. Insofern stehen die Verbündeten Irland bei, der Euro kann auch behalten werden. Die Zeit müsste dann wirklich sinnvoll genutzt werden, damit Irland nach den zwei Jahren die Kapitalmärkte überzeugt hat und wieder am freien Markt Geld bekommt. (Wenn nicht, müsste nach diesen zwei Jahren über ein Ausscheren Irlands aus dem Euro nachgedacht werden.)
Irgendjemand muss die Zeche zahlen. Doch warum die europäischen Steuerzahler? Ich plädiere dafür, dass die Halter irischer Anleihen via „haircut" die Zeche zahlen. Irland ist eben de facto bankrott, und dieses Risiko wurde in Form höherer Renditen der Staatsanleihen „eingepreist". Warum sollte nun, wo das Risiko zur Realität wurde, der Steuerzahler einspringen?
Dies die Gedanken Ihres Traders Daily-Autors zum Thema „Irland".
Mit herzlichem Gruß,
Ihr
Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.
Chefredakteur Traders Daily
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