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Rezession: Welche Branchen die Krise trifft

von Jörg Hackhausen und Christian Panster
Die Zeichen der Rezession sind nicht mehr zu übersehen - und die ganze Welt wird mitgerissen. Aufträge brechen weg, Jobs werden gestrichen, die Gewinne sacken ab. Die meisten Branchen trifft der Abschwung hart – andere kommen dagegen sehr gut über die Runden. Wer gewinnt, wer verliert.

FRANKFURT. Die Zeichen der Rezession sind nicht mehr zu übersehen – und die ganze Welt wird mitgerissen. "Wir stecken alle in einer Rezession: die USA, Deutschland und fast alle großen Industriestaaten, auch viele der aufstrebenden Marktwirtschaften", sagt Holger Schmieding, Europa-Chefvolkswirt der Bank of America.
Viele Regierungen stellen Pakete auf die Beine, um die heimische Konjunktur anzukurbeln. Auch China will die heimische Wirtschaft nun mit umgerechnet rund 460 Mrd. Euro stützen. An den Börsen kam das Hilfspaket am Montag gut an, die Kurse kletterten. Allerdings sei es viel zu früh, sich Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Krise zu machen, sagt Markus Reinwand, Aktienstratege bei der Helaba.
Investoren haben lange nicht damit gerechnet, dass die Krise der Banken auf den Rest der Wirtschaft übergreifen würde. Der drohende Abschwung kam erst spät in den Köpfen und Kursen an, dann aber mit Macht. Im vergangenen Monat verlor der Dax rund 14 Prozent seines Wertes - es war der schwächste Monat seit August 1998. Auch die kleine Rally der vergangenen Tage ändert nichts daran, dass den Unternehmen ein bitteres Jahr bevorsteht.
Branchen wie die Autoindustrie, der Maschinenbau oder die Bauindustrie bekommen den Abschwung deutlich zu spüren - und werden noch länger darunter leiden. "Die kräftigsten Einschnitte sind naturgemäß in den früh-zyklischen Sektoren zu beobachten", schreiben die Analysten der WestLB. Zwar sind die Aktienkurse der Zykliker, wie die konjunkturanfälligen Unternehmen genannt werden, zuletzt bereits stark gefallen.
Manche sind so günstig wie seit Jahrzehnten nicht. "Verglichen mit dem gesamten Markt sind die zyklischen Werte aber immer noch zu teuer", sagt Matthias Jörss von Sal. Oppenheim. Selbst wenn das milliardenschwere Konjunkturpaket aus China etwas helfen sollte.
Die Analysten sind mittlerweile aufgewacht. Eilig senken sie ihre Prognosen. Doch mit ihren Berechungen kommen sie nicht hinterher, so schnell laufen die schlechten Nachrichten aus den Unternehmen ein. "Mittlerweile hat der Letzte begriffen, dass die Gewinnschätzungen drastisch reduziert werden müssen", sagt Jörss. Er geht davon aus, dass das gesamte nächste Jahr "sehr schwierig" wird.
Kennzahlen wie etwa das Verhältnis von Kurs zu Gewinn (KGV) sind zurzeit alles andere als verlässlich. Während das KGV in ruhigen Zeiten einen Hinweis gibt, ob die Aktie eines Unternehmens teuer oder günstig bewertet ist, zeigt die Zahl zurzeit eher, in welchen Branchen immer noch mit völlig überzogenen Gewinnerwartungen gerechnet wird. Anders lässt sich kaum erklären, dass Bankaktien im europäischen Branchenvergleich am günstigsten bewertet scheinen.
Die Finanzwerte weisen ein durchschnittliches KGV von 6,4 auf, dann folgen die Industrie (7,5) und die Chemiebranche (8,8). Statt auf luftige Gewinnprognosen zu schauen, sollten Anleger in diesen Tagen eher darauf achten, ob ein Unternehmen über eine geringe Verschuldung, hohe Bar-Bestände und stabile Mittelzuflüsse (Cash-Flows) verfügt.
Es gibt nur wenige Branchen, die sich dem Absturz entziehen können. Die Analysten von Allianz Global Investors haben untersucht, welche Aktien in Krisen besser davon kommen. Dazu haben sie sich den Konjunkturverlauf von 1974 bis 2007 angeschaut und zu den Börsenkursen in Beziehung gesetzt. Das Ergebnis: die Aktien von Versorgern, klassische Konsumwerte und Pharmakonzerne - allesamt nicht-zyklische beziehungsweise defensive Branchen - schneiden besser als der Markt ab.
Sie entwickeln sich teilweise sogar umgekehrt zur Konjunktur, sind gewinnstabil oder weisen eine höhere Dividendenrendite auf. "In der aktuellen Phase macht es sich bezahlt, sein Depot mit defensiven Titeln zu bestücken", sagt Dennis Nacken von Allianz Global Investors. Es sei verfrüht, jetzt schon wieder auf einen Aufschwung zu setzen. Daran ändert auch die Mini-Rally der vergangenen Handelstage nichts.
Banken
Bei den Banken hat es angefangen. Weil sich die Kredithäuser weltweit mit Ramsch-Anleihen verspekulierten, droht jetzt eine Weltwirtschaftskrise. Viele Banken flüchteten in den vergangenen Wochen und Monaten unter den Schutz des Staates. Der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate etwa musste mit rund 50 Milliarden gestützt werden, der Kollaps wurde so mit Mühe und Not abgewendet. Selbst die Commerzbank, Deutschlands zweitgrößte Privatbank, kommt ohne Hilfe des Bundes nicht aus. Ein Desaster, nicht nur für die Geldhäuser, sondern auch für deren Aktionäre. Auf Dreimonatssicht verlor Hypo Real Estate drei Viertel seines Börsenwerts; die Aktien der Commerzbank rutschten um 60 Prozent ab. Am besten kamen noch die Papiere der Deutschen Bank mit einem Minus von rund 50 Prozent davon. Die Aussichten der Branche für die nächsten Jahre sind ungewiss. Ein Großteil der einst lukrativen Geschäftsfelder - wie etwa das Investment Banking - liegt brach. das Kreditgeschäft ist am Boden, weil selbst die Banken einander nicht mehr vertrauen. Das vermeintlich niedrige Kurs-Gewinn-Verhälnis (KGV) von 6,4 sagt nicht allzu viel aus.
Technologie
Bisher haben sich Technologie-Unternehmen relativ gut gehalten, doch die Aussichten sind schlecht. Experten erwarten, dass der Abschwung Branchenriesen wie IBM, Microsoft und Intel verspätet erwischt. Zwar wird es keinen Einbruch wie in den Jahren 2001/2002 geben. Dennoch sind und bleiben Tech-Werte besonders anfällig, wenn die Konjunktur abflaut. Bei Windenergie- und Solarunternehmen kommt hinzu, dass der weiter fallende Ölpreis den Ausbau regenerativer Energien weniger lukrativ erscheinen lässt. Tech-Aktien sind im Vergleich zurzeit nicht einmal besonders günstig: Im Durchschnitt weist die Branche im EuroStoxx ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,1 auf.

Auto
Die Autobranche steckt tief in der Krise. Der Absatz auf dem so wichtigen US-Markt bricht ein. BMW etwa musste innerhalb kurzer Zeit gleich zweimal sein Renditeziel kassieren. Den Ausblick für 2009 ließ BMW-Chef Norbert Reithofer bei der Vorstellung der Zahlen für das dritte Quartal besser ganz ausfallen. Zu unsicher! Kaum besser sieht es bei Daimler aus. Der drohende Wirtschaftsabschwung trifft die Autobauer hart. In den USA betteln Ford und General Motors gerade um Staatsgelder - Ausgang ungewiss. Schwierigkeiten bereiten vor allem die Luxuskarossen. Aus Angst vor einer lang andauernden Rezession bleiben die Kunden weg und horten lieber ihr Geld. Nach den kräftigen Kursverlusten der vergangenen Wochen scheinen die Aktien der deutschen Autobauer zwar vergleichsweise günstig; Optimisten sagen, dass es kaum schlimmer kommen könne. Aber Vorsicht, niemand weiß, wie lang die Schwächephase anhalten wird. Hinzu kommt, dass mit den Autobauern auch die Zulieferer in Schwierigkeiten geraten. Deren Bilanzen sind nicht ganz so robust wie die der Autobauer. Sollten sich die Situation der Zulieferer verschärfen, müssten vermutlich die Autokonzerne in die Bresche springen und Geld locker machen, um die Produktion nicht zu gefährden.
Telekom
Die Telekommunikationsbranche ist bisher glimpflich durch die Börsenturbulenzen gekommen. Das war in der Vergangenheit nicht anders. Die Branche ist weniger konjunkturanfällig als andere. Während der Dax in den vergangenen drei Monaten um mehr als 20 Prozent abschmierte, legte etwa die Aktie der Deutschen Telekom um knapp zwei Prozent zu. Allerdings hat die Branche ein Wachstumsproblem. Der massive Preisverfall etwa im Mobilfunk drückt auf die Gewinne. Telekom-Chef René Obermann war deshalb bei seinem Ausblick für 2009 besonders vorsichtig. Dennoch können die Anleger sich freuen: Auch im nächsten Jahr will die Deutsche Telekom eine üppige Dividende ausschütten.
Chemie
Bis Mitte des Jahres liefen die Geschäfte der Chemiebranche noch gut, nun spürt sie den Abschwung. Für 2008 haben viele Konzerne in Europa und USA - darunter BASF, DuPont und Celanese - ihre Prognosen revidiert. Bald müssen eventuell auch die Analysten ihre Schätzungen korrigieren. Noch rechnen sie mit einer Gewinnsteigerung je Aktie von neun Prozent für die Chemiekonzerne im EuroStoxx. Allein die starke Nachfrage aus China und Indien dürfte die Branche über Wasser halten. Die Kurse sind zuletzt stark gefallen, so dass Aktien der Chemiekonzerne zurzeit relativ günstig erscheinen. Auf Basis der aktuellen Geschäftsprognosen liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 8,8 im Schnitt.
Versorger
Unternehmen wie RWE oder Eon gelten als krisensichere Papiere, weil auch in der Rezession geheizt werden muss. Auch die Aktien von Energieversorgern sind in schwierigen Zeiten beliebt. Das Problem dabei: Viele Anleger kommen auf die Idee, sich mit den Papieren der Versorger einzudecken. Dadurch sind deren Aktien nicht gerade ein Schnäppchen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Branche liegt bei 11,4. Langfristig sind die Gewinnaussichten im Vergleich zu anderen Branchen aber relativ stabil. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Konkurrenz nicht allzu groß ist und die Versorger viel leichter höhere Preise an ihre Kunden weitergeben können.
Industrie
Der Wirtschaftsabschwung trifft die Industrieunternehmen besonders hart. Zahlreiche Studien belegen, dass die Branche besonders sensibel auf Krisen reagiert. In Boomzeiten ist es genau umgekehrt, dann profitiert die Industrie überproportional am Aufschwung. Eingebrochen sind zuletzt die Aktien der Stahlkocher. Die Papiere von Dax-Konzern Thyssen-Krupp etwa sackten in den vergangenen drei Monaten um 60 Prozent ab. Ähnlich heftig erwischte es die Aktie von Salzgitter: Auf Dreimonatssicht steht ein Minus von fast 55 Prozent. Neben den Bankaktien sind die Stahlwerte an der Börse die großen Verlierer der vergangenen Monate. Sowohl Thyssen-Krupp als auch Salzgitter haben zuletzt ihre Produktion deutlich gedrosselt. Experten sind aber zuversichtlich, dass beide Unternehmen den Abschwung vergleichsweise gut überstehen werden und die kräftigen Kursabschläge übertrieben sind. In den vergangenen, guten Jahren solide gewirtschaftet haben. Thyssen-Krupp ist kaum verschuldet, Salzgitter hat sogar ein relativ dickes Cash-Polster.
Pharma
Pharmawerte gelten als äußerst krisenfest; schon in früheren Schwächephasen haben sie sich bewährt. Statistisch betrachtet ist die Abhängigkeit der Branche von der Wirtschaftsentwicklung im Vergleich zu anderen Branchen aber sehr gering. Die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente vollzieht sich über Jahre, losgelöst von Konjunkturzyklen. Auch im kommenden Jahr dürften die Schwergewichte nicht in die Verlustzone rutschen. Das hat auch die Börse honoriert, im Vergleich zu anderen Branchen fällt das Kursminus auf Dreimonatssicht moderat aus. Bayer-Aktien etwa verloren 20 Prozent, während der Dax um 26 Prozent abschmierte. Bei Merck beträgt der Abschlag sogar nur 15 Prozent. Riesensprünge sind im nächsten Jahr aber auch von der Pharmabranche nicht zu erwarten, eher solides Wachstum. Analysten rechnen für die Pillen-Unternehmen aus dem EuroStoxx mit einer Steigerung des Gewinns je Aktie von sechs Prozent.

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