Krise, Stress, Amoklauf
Von Michael Mross Mittwoch, 11. März 2009
Die wirklichen Ursachen der Tragödie von Winnenden bleiben im Dunkeln. Doch wahrscheinlich bleibt Winnenden kein Einzelfall.
Die schöne neue Medien-Welt frisst ihre eigenen Kinder. Jugendliche, die von Kindheit an mit dem Mainstreamgeballere auf allen Kanälen aufwachsen, tragen sicherlich einen bleibenden Schaden davon. Welches Ventil sich dieser Schaden später sucht, ist unklar.
Wer schon als Baby mit Computerspielen aufwächst und sich virtuell durch die Gegend schießen übt, für den ist der Schritt in die Realität nur ein kleiner. Diese Gesellschaft mit ihren elektronischen Killerspielen schafft so ihre eigenen Henker.
Die Hirne der kleinsten werden von Kindesbeinen an mit virtueller Gewalt konfrontiert. Nicht nur im Fernsehen, sondern auch auf allen anderen verfügbaren Medienkanälen.
Per Computerspiel ballert sich der Heranwachsende durch eine künstliche Welt, die immer auch zu einer realen Welt werden kann. Je mehr Tote, desto größer die Gewinnchance. Je brutaler, desto attraktiver. Da nutzen Verbote kaum. Jeder kann sich heute die Anleitung zum Killen im Internet downloaden und als Rambo vor der Flatscreen Punkte sammeln. Die Computerspiele-Industrie verdient derweil Milliarden. Doch wie reagiert ein solcher Mensch, wenn’s eng wird?
Ein Hirn, dass mit solchen Eindrücken von Anfang an programmiert ist, knallt in Krisenzeiten irgendwann durch. Es kommt zum Kurzschluss. Der Unterschied zwischen virtuell und real verschmilzt.
Und die Gesellschaft steht fassungslos vor den Geschehnissen. Anstatt den wirklichen Ursachen auf den Grund zu gehen, werden bessere Kontrollen gefordert. Als wenn man mit mehr Kontrollen tatsächlich etwas erreichen könne. Ohnmacht.
Nach dem Amoklauf von Winnenden hat der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, Zugangssicherungssysteme für Schulen ins Gespräch gebracht: "Es ist überlegenswert, wie in anderen großen Gebäuden Zugangssicherungssysteme mit Chipkarten zu installieren. Das muss man prüfen", sagte Freiberg der "Rheinischen Post".
Wie will man mit Chipkarten einen Amoklauf verhindern?
Es ist gar nicht auszumalen, was eigentlich passiert, wenn die Gesellschaft im Zuge der Finanzkrise unter Stress gerät. Keine guten Aussichten.
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Quelle: » MMnews.de