Finanzkrise - Update 21.01.2008
verfasst von Wal Buchenberg, 21.01.2008, 09:11
Die Financial Times Deutschland von heute meldet:
"Seit einem halben Jahr hält die Kreditkrise die Finanzmärkte weltweit in Atem. Zuerst brachen die Immobilienpreise in den USA ein, danach in Spanien, Irland und anderswo in Europa. Als Dutzende US-Hausfinanzierer in die Pleite rutschten, entgingen Institute aus Großbritannien und Deutschland dem Desaster nur knapp.
In diesen Wochen melden reihenweise große Bankkonzerne milliardenschwere Verluste. Auch diese Schockwelle hat den Atlantik inzwischen überquert. Wie verunsichert auch die hiesigen Marktteilnehmer mittlerweile sind, zeigte sich in der vergangenen Woche. Nachdem die Hypo Real Estate Abschreibungen in Höhe von 390 Mio. Euro bekannt gegeben hatte, stießen Aktionäre ihre Papiere massenhaft ab. Der Kurs des Immobilienfinanziers brach zeitweise um 35 Prozent ein - so etwas hatte zuvor noch kein Dax-Wert erlebt.
Die Eigentümer der WestLB müssen der angeschlagenen Bank mit 2 Mrd. Euro aus der Krise helfen. Land, Landschafts- und Sparkassenverbände in Nordrhein-Westfalen erklärten sich bereit, Verluste und Belastungen in der Bilanz auszugleichen. Das Institut erwarte für 2007 einen Verlust von rund 1 Mrd. Euro, erklärte die WestLB am Montagmorgen. Dazu komme 1 weitere Mrd. Euro an "nicht dauerhaften Wertminderungen", die über die Bilanz zulasten des Eigenkapitals aufgefangen werden sollen.
Bei den Anlegern, die trotz Nervosität und schlechten Nachrichten weiterhin in der Finanz-Branche investiert sind, türmen sich derweil Verluste auf. Im vergangenen Jahr brach der "MSCI World Financials", weltweiter Leitindex der Finanzindustrie, um über 17 Prozent ein, woran allein das zweite Halbjahr schuld ist. Und schon die ersten Handelswochen des Jahres 2008 sorgten für weitere 8,5 Prozent Verlust.
Fonds, die sich auf die Finanzbranche konzentrieren, konnten sich dem Abwärtsstrudel zuletzt nicht mehr entziehen, wie das aktuelle Morningstar-Rating belegt. Kein einziger Fonds beendete das Jahr 2007 verlustfrei. Auch in diesem Jahr steht kein einziger im Plus. Immerhin können Anleger, die schon länger dabei sind, aber weiter von den guten Jahren davor zehren: Im Dreijahresschnitt weisen die besten Fonds sogar nach den Einbrüchen noch zweistellige jährliche Renditen auf. Der weltweite Leitindex hat seine Gewinne aus demselben Zeitraum mittlerweile fast vollständig abgegeben." Gekürzt aus: ftd
Anmerkung:
Der Gesamtumfang nur der hypothekenbasierten Kreditverträge wird auf rund 1000 Milliarden Dollar geschätzt. Siehe dazu die Grafik von Goldman Sachs:
Falls ein Finanzinstitut solche Kreditverträge als Sicherheit benutzt hat, um weitere Kredite zu beziehen (sogenannte Hebelwirkung), könnte das Finanzloch auch das Zwanzigfache betragen (20 Billionen Dollar). Genaues, weiß niemand, weil es im Ermessen eines jedes Finanzinstituts liegt, was es mit seinen Krediten macht.
Angesichts der Größenordnung des Schuldenlochs von rund 1000 Milliarden, sind eine oder zwei Milliarden, die bei der WestLB abgeschrieben wurden, ein Nichts.
Ebenso ein Nichts sind die 145 Milliarden Dollar, die die Bushregierung in den USA als "Stütze" für die Konjunktur versprochen hat. Die 145 Milliarden Dollar sind erstens nur ein Versprechen, das erst vom Abgeordnetenhaus eingelöst werden muss, und zweitens handelt es sich bei den 145 Milliarden nicht um zusätzliches Geld, sondern um Steuernachlässe. Statt von der US-Regierung werden diese 145 Milliarden von Privatleuten ausgegeben.
Es handelt sich um ein Geschenk an die Wähler, um die Chancen der republikanischen Kandidaten bei der anstehenden Präsidentschaftswahl zu verbessern.
Den anstehenden Bankrott von Großbanken und Finanzinstituten können diese 145 Milliarden Steuernachlass nicht aufhalten.
